St. Peter Sportschule Umnutzung und Umbau
Umnutzung eines Bürogebäudes zur Privatschule in Graz
Die Umnutzung eines bestehenden Bürogebäudes zur Privatschule in Graz eröffnet neue Horizonte für den Bildungsraum, ohne den strengen Vorgaben städtischer Schulen unterworfen zu sein. Anders als bei öffentlichen Schulen müssen private Schulbauten nicht alle städtischen Richtlinien in Bezug auf Planung, Bau und Betrieb erfüllen. Es gibt keine Pflichtnutzungsmatrix, keine Mindesthöhe von drei Metern für Räume oder eine festgelegte Mindestgröße von 60 m² pro Klassenzimmer. Auch die Anzahl und Dimensionierung von Nebenräumen sowie die Größe von Turnsälen sind nicht normiert. Mit einem gut begründeten Bau- und Hygienegutachten nach dem Baugesetz und den OIB-Richtlinien kann die Umsetzung des Schulprojekts zeitnah beginnen.
Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass die Qualität der Räume vernachlässigt werden sollte. Im Gegenteil: Die vorgegebenen Schallschutz- und Akustikstandards für Oberflächen und Türen sowie die neuen Beleuchtungsvorgaben bieten umfangreiche Möglichkeiten zur signifikanten Verbesserung des Bestands. Solche Maßnahmen hinterlassen prägende Eindrücke für kommende Schulgenerationen und fördern ein höheres Verständnis für Raumbildung.
Ein Beispiel hierfür ist unser Projekt für die Private Sportschule in St. Peter in Graz, das in einer umgebauten Gründerzeit-Villa realisiert wurde. Der Bestand wurde nicht nur erheblich aufgewertet, sondern auch für diverse zukünftige Nutzungen optimal vorbereitet. Den Schülerinnen und Schülern wird eine außergewöhnlich schöne Umgebung zum Lernen und Leben geboten – eine Raumgestaltung, die höchste Komplexität mit zurückhaltender Einfachheit verbindet.
Die notwendige bauakustische Aktivierung der Decken und Wände wurde architektonisch genutzt, um zahlreiche bestehende Verbindungstüren zwischen den Räumen zu eliminieren und die Beleuchtungskörper sowie Projektionsscreens bündig in die Decken zu integrieren. Die kleinen Objekttafeln wurden entfernt, um mehr Platz in den ohnehin klein dimensionierten Klassenräumen zu schaffen. Stattdessen wurden attraktive, raumhohe und -breite beschreibbare sowie magnethaftende Wandoberflächen geschaffen. Diese multifunktionalen Wände fungieren als Trennwände, Schallschutz und Schultafeln, wodurch der Raum effektiver genutzt werden kann.
Die Gangwände der Klassenzimmer wurden durch akustisch wirksame Filzflächen aufgewertet, die als Garderoben dienen und dabei wenig Platz einnehmen. Die warmen Farbtöne Rot, Orange und Rosa erhöhen die Aufmerksamkeit im Schulalltag und aktivieren die nordorientierten Klassenzimmer. Diese Farbgestaltung verleiht den Räumen eine fröhliche, positive und einladende Ausstrahlung.
Die Gestaltung der Klassenzimmertüren spielt in diesem kompakten Raumgefüge eine entscheidende Rolle. Das Glasfenster im Türblatt ist unverzichtbar – es verbindet Räume, schafft Sichtkontakte und wirkt raumerweiternd.
Das durchdachte Lichtkonzept erfüllt nicht nur die Anforderungen an moderne LED-Beleuchtung, sondern wird auch identitätsstiftend eingesetzt. Große, runde Lichtkreise erweitern den Raummaßstab und erinnern an die olympischen Ringe, was das Thema Sport aufgreift und raumbildend umsetzt. Die gleichmäßige Ausleuchtung der Räume ermöglicht flexible Sitzkonstellationen und Tischgruppierungen, die im modernen Schulalltag unverzichtbar sind. Diese flexiblen Tischkonfigurationen werden durch die platzsparende Anordnung aller Raumtools wie Schultafeln, Wandgarderoben und Wandregale unterstützt.
Die gelungene Raumwirkung der Klassenräume vereint auf besondere Weise zwei wesentliche Bildungselemente: die Schule und den Raum als „dritten Erzieher“. So erfüllt der Raum eine psychologische Funktion im Schulalltag der Kinder, die prägt und erzieht. Diese Verantwortung ist entscheidend bei der Gestaltung von Räumen für Kinder.
Die Gesamtheit der Interventionen resultieren in einem Gestaltungskonzept welches zum Ziel hat, die Motivation, Lust und Freude in den Schultag der jungen Sportler zu bringen.
Die Arbeit in diesem Bestandsgebäude verdeutlicht, wie viel aus einem an sich unspektakulären und unterdimensionierten Raumgefüge durch ein komplexes Raumkonzept herausgeholt werden kann.
In Übereinstimmung mit den aktuellen Bestrebungen zur Erhaltung und Wiederaktivierung bestehender Gebäude wird hier ein herausragendes Beispiel vorgestellt.
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foto: © kalina grantcharova