Schlichtheit von grosser Rafinesse
Bauen mit Mehrwert: Die neue Zentrale des Erfolgsunternehmens Saubermacher besticht
durch planerische Intelligenz, ganzheitliche Überlegungen und überraschende Inhalte.
Foto © Bramberger Die "Vier Finger" des "Ecoport" ermöglichen reizvolle Hof- und Loggia-Situationen
Die Vorgaben waren klar. Nicht pompös, aber repräsentativ sollte der Bau werden. Und mit
einem optimalen Arbeitsklima für rund 200 Beschäftigte. Gleich vorweg: Alles bestens
gelungen. Nähert man sich der neuen Saubermacher-Zentrale, ist der Eindruck unspektakulär.
Betritt man sie, findet man sich in großzügiger, lichtdurchfluteter Offenheit wieder. Und fühlt
sich wohl. Wie sich dem Anschein nach auch die hier Tätigen wohlfühlen.
Das Konzept des "Ecoports" nahe dem Flughafen Thalerhof, mit dem sich Alfred Bramberger
und Thomas Pucher bei einem geladenen Wettbewerb gegen Architektur Consult, Cserni-
Paugger, feichtinger architectes, Giselbrecht + Partner, Hohensinn Architektur, Malek Herbst,
Markus Pernthaler, Pittino + Ortner, Purpur.Architektur, Szyszowitz Kowalski und Zinterl
Architekten durchsetzten, ist bestechend klar. Über einem Parkplatz und einem Archiv-Sockel
schwebt ein lang gestreckter Baukörper mit zwei Ebenen und vier "Fingern".
In einem Firmenprospekt wird das Gebäude ein "V.I.P" genannt, ein "Very Intelligent Project".
Keine Übertreibung. Neben den erheblichen räumlichen Qualitäten punktet der Komplex mit
dem Zertifikat "klima:aktiv". Einige Gründe dafür: der Einsatz von Sonnenenergie, die Kühlung
durch Grundwasser, die Nutzung von Regenwasser für die WC-Anlagen und die Setzung von 87
Bäumen und 700 Sträuchern.
Bauherr Hans Roth entdeckt "jeden Tag neue Finessen des Gebäudes". Für ihn hat die neue
Zentrale des 1979 gegründeten Erfolgsunternehmens deutlichen Mehrwert: "Es ist eine
internationale Plattform für Abfallwirtschaft und nachhaltigen Umweltschutz, ein Treffpunkt
für Schulen und Universitäten."
KUNSTWERTE
Für den Eingangsbereich außen und innen schuf Richard Kriesche "restwerk/restwert". In
gläserne Wände verpackt, lässt sich auf im wahrsten Sinn einsichtige Weise nachvollziehen, wie
das Unternehmen aus Abfall neue Werte schafft. Eine faszinierende Alchemie des 21.
Jahrhunderts.
Reich bestückt ist das Hauptquartier außerdem mit Werken aus der beachtlichen
Saubermacher-Kunstsammlung. Aus einer Kollektion mit Beiträgen vor allem österreichischer
Künstlerinnen und Künstler. Nicht unwesentlich aus jenen Arbeiten formiert, die jährlich bei
der Sommerklausur der styrianARTfoundation in Stift Rein entstehen. Margret Roth ist hier
neben Edith Temmel treibende Kraft, Saubermacher ein Hauptsponsor.
WALTER TITZ
Der Architekt
Alfred Bramberger, geb. 1954 in Niederösterreich; Studium an der TU Graz; seit 1988 eigenes
Büro; Bauten im In- und Ausland; 2007 und 2010 Fischer-von- Erlach-Preis.